Roringer Warte

Autor Siegfried Ritzkowski, 2017

Die Warte

Die Warten und Landwehren erfüllten verschiedene Aufgaben: Sie schützen das Vieh der Bauern vor Verlust durch Diebstahl oder Verirren und hinderten die Tiere des Waldes, die Felder zu verwüsten. Sie kontrollierten den Verkehr von und zu der Stadt. Sie markierten die Grenzen und den Rechtsbereich der Stadt.


Im Jahre 1406 begann der Bau der Landwehr und der Roringer Warte "by dem berwynkele". Diese Warte sicherte den Durchlass für die Straße, die durch den Pass am Södderich in Richtung Herzberg und Duderstadt führte.



Von dem mittelalterlichen Bauwerk ist nur der Turm (ohne Helm) erhalten. Er ist rund (im Durchschnitt ca. 5,2 m), aus Kalkstein und besitzt eine Höhe von ca. 10 m. Eine Eingangsöffnung in ca. 1,7 m Höhe führt in das untere Geschoss, dessen lichte Weite ca. 2 m betragen dürfte.

Eine kleine Öffnung in dem steinernen Kreuzrippengewölbe führt in das mittlere Geschoss. Hier wurden üblicherweise Lebensmittel und Waffen aufbewahrt. Eine Holzbalkendecke trennte das mittlere von dem oberen Geschoss, das dem Turmwächter als Wohnung diente. Ein kegelförmiges Ziegeldach krönte den Turm.

Vier Öffnungen durchbrechen den oberen Turmrand. Die vorgelagerten Konsolen zeugen von Erkern oder Balkonen. Sie gestatten dem Turmwächter einen Rundumblick.

Bereits in den Jahren 1419/20 wurden der Turm und die Wirtschaftsgebäude mit einer Mauer von ca. 3 m Höhe umgeben. Die Längeder Mauer von ca. 54 m lässt auf ein umfriedetes Areal mit 15 bzw. 12 m Seitenlänge schließen - bei Annahme einer rechteckigen Form.

Auf der Nordostseite des Turmes endet ein schmaler Schacht in der Mauer in einer Öffnung. Durch diesen Schacht wurde das Seil mit dem kurzen Ende eines Schlagbaums verbunden, der die Straße sperrte. Vom oberen Stockwerk aus konnte der Schlagbaum betätigt werden. Die mittelalterliche Straße führte in gleicher Höhenlage nach Südsüdosten (etwa der Trasse der B 27 folgend). In dieser Richtung fehlt auch der Wall der Landwehr. Die Straße folgte nicht dem heutigen Wirtschaftsweg (frühere Herzberger Chaussee).

Die Warte war bis zum Jahre 1567/68 bewohnt. Im 16. Jahrhundert verlor die Warte ihre ursprüngliche Funktion. Im Jahre 1726 wird berichtet, dass die Warte abgerissen werden sollte und dass die Steine der Mauer zum Wegebau verwendet wurden. Als zwischen 1823 und 1836 die Straße von Göttingen nach Waake chausseemäßig ausgebaut wurde, wurde eine Wegezoll-Barriere mit einem Weghaus an der Roringer Warte eingerichtet.

Das Bild zeigt die Warte (rechts), das Weghaus (links) und Neu Waake (Hintergrund). Die Zollstelle wurde 1840 an den Södderich verlegt.

© 2017 Siegfried Ritzkowski,

Roringer Heimatverein e.V.